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WIR vermissen Professionalität und Respekt
 
Ein Brief der Gemeindevertreterin Alexandra Kügerl

Weiler, im September 2021

Sehr geehrter Bürgermeister,

Lieber Dietmar,

Ich muss schon sagen, die letzten beiden Gemeindevertretungssitzungen hatten es wirklich in sich.

Zur Sitzung am 7. Juli 2021 bin ich wieder voller Tatendrang, aber doch auch mit einem mulmigen Gefühl erschienen. Mulmiges Bauchgefühl daher, wie wohl die Sitzung ablaufen würde. Es ist ja seit unserer Angelobung so, dass wir das von euch plakatierte MITNAND bisher einfach nicht erleben.

In der erwähnten Sitzung ging es um zukunftsträchtige Entscheidungen die wir gemeinsam für die Weiler Bevölkerung treffen sollten.

WIR für Weiler, Liste Bürgerbeteiligung hatten zu dieser Sitzung 4 Tagesordnungspunkte eingebracht. Der Sinn dahinter war die einzelnen Themen, die uns für die Weiler Bevölkerung am Herzen liegen, dringend zu diskutieren und weiterzubringen. Eine gemeinsame Beratung und rasche und durchdachte Entscheidungsfindung sollte das Ziel sein.

Nun kannst du  sicherlich unsere Verwunderung nachvollziehen als du uns vor Beginn irgendwelcher Gespräche über die einzelnen Punkte erklärt hast, dass deine gesamte Fraktion MITNAND  alle Tagesordnungspunkte ablehnen würde.

Ich muss dich, als vermeintlichen Profi, in diesem Zusammenhang leider korrigieren denn einen Tagesordnungspunkt kann man nicht abstimmen bzw. ablehnen. Als wir das dann alle sehr emotional diskutiert hatten, meintest du dass der TOP als Antrag formuliert war. Doch immer noch hatte keiner im Saal einen Antrag gestellt. Also alles sehr verwirrend für mich/uns. Muss ein Bürgermeister sich nicht an das Gemeindegesetz halten? Oder stellst du dich über das Gemeindegesetz?

Nichts desto trotz haben wir es geschafft das ein oder andere Thema doch noch gemeinsam zu diskutieren. Etwas zu emotional auch von meiner Seite aus. Aber nach dem immer gleichen Schema, von dir und deiner Fraktion, als respektlos abgekanzelt zu werden, ließ auch meinen Blutdruck in die Höhe schnellen.

Ein Thema, das mir in sehr guter Erinnerung geblieben ist, betraf unseren Vorschlag den Ausschuss für Soziales, Bildung und Familie damit zu beauftragen die bestehenden Angebot für die Ganztages-Kinderbetreuung unter die Lupe zu nehmen und etwaige Anpassungsvorschläge auszuarbeiten. In dieser Diskussion hast du den Satz fallen lassen: „Man kann doch nicht ein Kind in die Welt setzen, und dann erwarten, dass man das Kind am ersten Tag abgeben kann“. Hierzu muss ich dir anscheinend folgendes erklären. Seit der Zeit als deine Kinder auf die Welt kamen hat sich einiges geändert. Ich denke du solltest auch in deinem Alter und gerade in deiner Position für gesellschaftliche Änderungen offen sein und folgendes zu diesem Thema berücksichtigen. Die gesellschaftlichen Strukturen haben sich dahingehend geändert dass es einfach nicht mehr üblich ist, dass die Frau automatisch zu Hause bleibt. Zum einem ist es von der betreffenden Familie bzw. von der Frau aus gewünscht nicht ausschließlich oder auch überhaupt den Beruf der Hausfrau und Vollzeit-Mutter aus zu üben, sondern weiterhin in ihrem bisherigen Beruf weiter zu arbeiten. Dies ist mit einem mehrjährigen Ausstieg aus dem Berufsleben nicht einfach so handhabbar. Weiters hat es schlicht und ergreifend auch finanzielle Gründe, dass Kinder schon im Kleinkindalter in die Kinderbetreuung geschickt werden, da ein Einkommen in der Familie allein nicht ausreicht. Weiters ist auch die Altersarmut von Frauen ein wichtiges Thema, da diese oft eben zu Hause geblieben sind und lange Jahre nicht ins Berufsleben zurück gekehrt sind, was sich dann mit Pensionsantritt fatal auf deren Einkommen ausgewirkt hat. Daher erwarte ich mir bei so einer Aussage deinen Respekt gegenüber Frauen und deren Anliegen.

Auf Grund deiner respektlosen Abkanzelung unserer eingebrachten Tagesordnungspunkte sahen WIR uns gezwungen eine Gemeindevertretersitzung, wie es uns vom Gemeindegesetz als Recht eingeräumt wird, einzuberufen. Gesagt, getan. Somit hatten wir dann am 18. August unsere nächste GV-Sitzung und wir haben dieselben Themen zur Diskussion in die GV-Sitzung eingebracht. In der Hoffnung wir könnten diesmal einen vernünftigen Diskurs über die Themen führen. Allerdings wurde ich hier dann wiederum deinerseits eines besseren belehrt.

Einer deiner Aussagen war, dass du dich von WIR vorgeführt fühlst, weil wir immer wieder die gleichen Themen vorbringen. Sorry, dass muss sein, wenn halt einfach nichts vorwärts geht und wir auf der Stelle treten.

Weiter hast du uns dann eindringlich darauf hingewiesen, dass wir doch gefälligst Respekt haben sollten. Respekt vor der Mehrheit sollen wir haben. Dietmar, du bist leider kein allein herrschender Monarch. Die Gemeindevertretung ist ein demokratisch gewähltes Instrument. Du wirst dich nach zehn Jahren doch noch daran gewöhnen müssen, dass nicht alle deiner Meinung sind und das öffentlich kund tun. Das nennt sich nun mal Demokratie. Und ich bin auch heil froh, dass wir in einer Demokratie leben und unsere Meinung offen sagen dürfen. Wozu wir natürlich immer bereit sind, und was natürlich im Sinne der Weiler Bevölkerung ist, dass wir alle unsere verschiedenen Meinungen und Ideen zusammenbringen und versuchen als gemeinsame Arbeitsgruppe die bestmögliche Lösung für die einzelnen Anforderungen ausfindig zu machen.

Zuerst hast du dich mit dieser Vorgangsweise natürlich etwas schwer getan. Aber du wirst dich sicherlich an unsere dynamische Art in den nächsten Jahren der laufenden Amtsperiode gewöhnen.

Und nun zum Abschluss für dich als Gedankenstütze die Definition von RESPEKT:

Respekt bezeichnet eine Form der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einem anderen Lebewesen oder einer Institution.

Somit möchte ich dir für die Zukunft mit auf den Weg geben, auch für die Minderheitsfraktion in der Gemeindevertretung den gebührenden Respekt zu zeigen. Wir opfern mit Leidenschaft unsere kostbare Freizeit um das Beste für unsere Gemeinde und  unser gemeinsames Leben miteinander zu erarbeiten. Daher ist nicht automatisch alles was wir vorschlagen falsch. Hab ein offenes Ohr, lass uns gemeinsam auf einander zugehen und einen guten Job für uns und zukünftige Generationen zu machen.

In diesem Sinne sehe ich hoffnungsvoll unserer weiteren Zusammenarbeit entgegen.

Alexandra Kügerl

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